Humboldt-Universität zu Berlin - Vergleichende Demokratieforschung und die Politischen Systeme Osteuropas

Wintersemester 2016/17

Semesterzeiten: 17.10.2016 - 18.02.2017

 

Vertiefungsseminar „Verfassungsgerichte: Politische (Veto-)Akteure zwischen Über- und Unterschätzung?”

Im Zuge des „judicial turn“ in den Sozialwissenschaften erlebt die vergleichende Forschung zu Verfassungsgerichten einen wahren Boom. Der Beitrag dieser vergleichsweise jungen Institutionen zur Legitimierung und Stabilisierung politischer Herrschaft keineswegs nur in etablierten Demokratien wird vielfach hervorgehoben. Zugleich geraten Verfassungsgerichte immer wieder in die Kritik, als „countermajoritorian institutions“ den Grundprinzipien repräsentativer Demokratie zu widersprechen, und sie geraten bisweilen in offenen Konflikt mit politischen Machtansprüchen anderer staatlicher Akteure – wie etwa in Ungarn oder Polen gegenwärtig zu beobachten. Das Seminar bietet einen Überblick über wichtige konzeptionelle Ansätze der sozialwissenschaftlichen Verfassungsgerichtsforschung vom „attitudinalist approach“ über Veto-Spieler-Theorien bis hin zu stärker institutionalistisch argumentierenden Modellen. Auf dieser Grundlage erarbeiten die TeilnehmerInnen eigene Forschungsdesigns, mit deren Hilfe Teilaspekte der Thematik anhand eines Falles oder systematischer Vergleiche – etwa zu den Besetzungsverfahren, zur Ausgestaltung von Klagearten und Kompetenzen oder zur öffentlichen Wahrnehmung der Gerichte – untersucht werden.

mittwochs, 8:30 – 12:00 Uhr bei Prof. Dr. Silvia von Steinsdorff, Raum 003

 

Lektüreseminar: 25 Jahre nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion Process Tracing als analytische Verfahren zur Überprüfung widersprüchlicher Erklärungsansätze

Als die Sowjetunion im Dezember 1991 aufhörte zu existieren, stellte das ein welthistorisch einmaliges Ereignis dar: ein Imperium löste sich von innen heraus und weitgehend friedlich selbst auf. Die Versuche, diesen Epochenwechsel nachträglich zu erklären, sind ebenso zahlreich wie widersprüchlich – und sie haben sich im Verlauf der letzten Jahrzehnte deutlich gewandelt. Im ersten Teil des Seminars systematisieren und bilanzieren wir wichtige theoretische und analytisch-empirische Erklärungsansätze und versuchen auf dieser Basis, verschiedene thematische (Teil-)erklärungen empirisch zu überprüfen. Hierbei können politikwissenschaftliche und soziologische Fragestellungen nebeneinander und/oder interdisziplinär untersucht werden; den gemeinsamen roten Faden bildet process tracing als verbindendes „analytical tool“ der empirischen Rekonstruktion sowie des Testens von (Hypo)thesen.

freitags, 10:00 - 12:00 Uhr, bei Prof. Dr. Silvia von Steinsdorff, Raum 002

 

BA-, MA- und DoktorandInnen-Kolloquium Vergleichende Demokratieforschung und politische Systeme Osteuropas, freitags, 12:00 – 14:00 Uhr bei Prof. Dr. Silvia von Steinsdorff, Raum 201

 

Seminar/Proseminar für BA-Studierende: Demokratie und Rechtsstaat in der Krise: Mittel- und Osteuropa auf dem Weg zu illiberaler Demokratie und Autoritarismus?

Lange Zeit galt der Beitritt zur bzw. die Mitgliedschaft in der Europäischen Union eines Landes vielen Beobachtern als Ausweis für Demokratie und Rechtsstaatlichkeit. Beginnend mit der Regierungsübernahme Viktor Orbáns in Ungarn 2010 zeichnen sich jedoch in einer Reihe von mittel- und osteuropäischen Mitgliedsstaaten (namentlich Rumänien, Polen, Kroatien) Entwicklungen hin zu illiberaler Demokratie, Autoritarismus, einer Aushöhlung des Rechtsstaates und der Einschränkung grundlegender Freiheitsrechte ab.

Im Seminar untersuchen wir diese Entwicklungen in komparativer Perspektive und gehen dabei insbesondere folgenden Fragen nach: Woher rühren die Wahlerfolge der jeweiligen Regierungsparteien? Erklären eher landesspezifische Verhältnisse die Entwicklungen oder gibt es ähnliche Ursachen? Welche Auswirkungen haben diese Entwicklungen für die Bürgerinnen und Bürger der betroffenen Länder? Und: Welche Folgen ergeben sich für die EU, und wie reagiert die Union darauf?

Dozent: Dr. Michael Hein, freitags, 10:00 – 12:00 Uhr, Raum 004

 

 


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