Humboldt-Universität zu Berlin - Allgemeine Soziologie und Kultursoziologie

Ökologische Konflikte

Repräsentationsansprüche und Strategien im Streit um die kommende Gesellschaft (2023-2026)

 

 

Die Forschungsgruppe

 

Letzte Generation Blockadeaktion Klimademo Luitpoldbrücke München 2022-11-22 Interview

Die Intensität ökologischer Konflikte steigt. Denn es geht nicht nur um umwelt- oder klimapolitische Sachfragen geht, sondern auch um die Gestalt der sozialen Ordnung – um ihre institutionelle Struktur, die privilegierten sozialen Gruppen und ihre Konfliktkultur. In den ökologischen Konflikten werden die Konturen der kommenden Gesellschaft ausgehandelt. Dieser Vermutung geht eine Forschungsgruppe nach, die von der Gerda Henkel Stiftung für 3 Jahre gefördert wird (Gesamtsumme ca. 235.000 €) und die Ordnungs­vorstel­lungen und Konflikt­dynamiken ökologischer Aus­einander­setzungen in den Blick nimmt. Die Gruppe besteht neben Prof. Vincent August (Berlin) und Prof. André Brodocz (Erfurt), drei promovierenden und zwei studentischen Mitarbeiter*innen.   

Ziel des Projektes ist es, die normativen und strategischen Kräfteverhältnisse systematisch zu analysieren. Dabei treffen mehrere Dimensionen zusammen: Einerseits ist die ‚ökologische Krise der Demokratie‘ eine Auseinandersetzung um die demokratische Institutionenordnung, der womöglich mit Rechten für Flüsse und Berge oder mit Institutionen für Tiere und zukünftige Generationen eine Generalüberholung ins Haus steht. Gleichzeitig werden die Repräsentationsansprüche bestimmter sozialer Gruppen verhandelt, die als Repräsentanten der "zukünftige Generation" oder der "Letzten Generation" auftreten, während die Gegenseite als "Boomer-Generation" erscheint oder sich selbst als Vertretung einer bedrohten Mehrheitsgesellschaft der "Nackensteak-Esser" (Ralph Brinkhaus) stilisiert. Wie werden solche Repräsentationsansprüche durchgesetzt? Wann werden sie anerkannt oder abgelehnt? Und welche Konfliktdynamiken entstehen daraus? Diese Konflikte um soziale und politische Repräsentanz haben schließlich noch ein dritte Dimension. Denn in ihnen werden auch die Umgangsformen gesellschaftlicher, ‚ziviler‘ Interaktion neu bewertet. In den Auseinandersetzungen um zeichnen sich so auch neue Muster der Konfliktaustragung ab. Diese gesellschafts-, repräsentations- und konflikt­theoretischen Fragen untersucht das Projekt empirisch, indem es drei konkrete Konfliktgeschehen im Detail analysiert, vergleicht und zu weiteren Fällen ins Verhältnis setzt: das „Klima-Urteil“ des BVerfG, um die „Kohlekommission“ und um die kommenden Weltklima­konferenzen. (Abb.: Letzte Generation via WikiCommons,  München 2022, CC BY-SA 4.0)

 

Aktuell laufende Studien / Datensammlungen

  • Studie zum Konflikt um das "Heizungsgesetz" (climate obstruction)
  • Studie zur sog. Kohlekommission
  • Studie zur Gewalt-Rhetorik in den ökologischen Konflikten
  • Studie zu den Repräsentationskämpfen bei der Lützerath-Räumung
  • fortlaufende Dauerbeobachtung und Prozessanalyse von Klimabewegung, Gegenspielern, Politik und intermediären Akteuren mittels Dokumentensammlung und Monitoring zweier nationaler Medien 
  • under review: Studie zu den Dynamiken des Klimakonflikts

 

Team

 

Medienbeiträge