Kontinuität und Permanenz: Phänomene sozialer Dauer in Zeiten proklamierten Wandels
Jahrestagung des Arbeitskreises Historische Soziologie in der Sektion Kultursoziologie
5. bis 6. Oktober 2023
So unterschiedlich die aktuellen Reden von einer geopolitischen »Zeitenwende«, einer technologischen »Disruption« oder ökologischen »Transformation« sein mögen, sie alle beschwören die Veränderung: Der Status Quo soll nicht einfach fortgesetzt und in die Zukunft verlängert, sondern überwunden werden. Wenn heute etwas Permanenz zu besitzen scheint, dann allenfalls der Wandel, der wahlweise als Fortschritt, als Katastrophe oder beides zugleich begriffen wird. Auch in den soziologischen Gegenwartsdiagnosen und Sozialtheorien besteht eine thematische Präferenz für sozialen Wandel und Phänomene der Diskontinuität. Gerade in der dynamischen Moderne, in der alles Stehende und Ständische verdampft, gelten permanente Veränderungen und krisenhafte Transformationen weniger als Ausnahme denn als zu erwartender Normalfall, den die Soziologie zu Prozessbegriffen verdichtet und generalisiert.
Die Jahrestagung 2023 des Arbeitskreises Historische Soziologie möchte demgegenüber den Akzent verschieben und sich in Zeiten proklamierten Wandels mit Phänomenen sozialer Dauer beschäftigen.
Organisiert wird die Tagung vom Vorstand des AK Historische Soziologie: Clemens Boehncke, Christoph T. Burmeister, Vera Linke, Matthias Leanza, Takemitsu Morikawa und Daniela Russ
Um Anmeldung wird gebeten bis 15. September 2023 unter:
akhistorischesoziologie@gmail.
Veranstaltungsort:
Humboldt-Universität zu Berlin
Insitut für Sozialwissenschaften
Universitätsstraße 3b
10117 Berlin
Raum 002
Programm Donnerstag, 5. Oktober 2023
Begrüßung und Einführung |
09:30 - 10:00 |
Theoretische Sondierungen |
10:00 - 12:00 |
Theresa Wobbe: Dynamiken der Kontinuität Simeon J. Newman: Four Temporalities. Ontologies of Processual Sociology Andreas Folkers: Ein unvollendetes Projekt. Genealogie in der fossilen Moderne |
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Mittagspause |
12:00 - 13:30 |
Überleben |
13:30 - 15:30 |
Ole Bogner: Überleben. Resilienz als Schlüsselbegriff psychischer und sozialer Kontinuität Anne D. Peiter: Zu historischen Brüchen und Kontinuitäten im Spiegel von Zeugnissen überlebender Frauen und Mädchen des Tutsizids in Ruanda Leon Wolff: ›Disconnect to Reconnect‹ – Saatbanken als Medien sozialer (Dis-)Kontinuität |
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Kaffee und Kuchen |
15:30 - 16:00 |
Beharrliches Wissen |
16:00 - 18:00 |
Youssef Ibrahim: Beharrungskraft unter Wandlungsdruck. Die Entdeckung und Relativierung gesellschaftlicher Stabilität im Spiegel des Klimawandels Stefan Bargheer: Kulturanalyse als Rassenkunde. Die Propagandaforschung des Zweiten Weltkriegs und die Kontinuität biologischer Klassifikation in den Sozialwissenschaften Karlsson Preuss: Erzählte (Dis-)Kontinuität in der Historiographie des modernen Rechtsdenkens |
Author-meets-Critics
Die Soziologie vor der Geschichte Diskutant*innen: Wolfgang Knöbl, Monika Wohlrab-Sahr, Doris Schweitzer und Matthias Leanza Moderation: Stefan Bargheer |
19:00 - 20:30 |
Sektempfang und Ausklang |
Open End |
Programm Donnerstag, 6. Oktober 2023
Bedrohte Ordnungen |
10:00 - 12:00 |
Lars Döpking: Kontinuität und Kontingenz in der Geschichte des italienischen Steuerstaats Kosuke Sakai: Continuity and Permanence of Functionally Differentiated Societies. A Case Study on the Formation of the Welfare State Christian Weigel: Die Sitten der Vorfahren und die Nöte der Gegenwart – mos maiorum und der Untergang der römischen Republik |
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Mittagspause |
12:00 - 13:00 |
Bewahren |
13:00 - 15:00 |
Alina Wandelt: Bibliotheken im ›disruptiven Wandel durch Digitalisierung‹? Kontinuitäten in der Bibliotheksentwicklung seit Mitte des 19. Jahrhunderts Philip H. Roth: Die Kontinuität der ›print culture‹ in den Wissenschaften. Mediengeschichte und historische Soziologie Andreas Höntsch: Rituelle Praxis als dynamische Stiftung geschichtlicher Kontinuität |
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Diskussion und Abschluss |
15:00 - 16:00 |
Anfahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln:
Anfahrt mit dem Auto:
Nutzen Sie das Parkhaus in der Dorotheenstraße 30
Barrierefreiheit:
Die Konferenz findet im Erdgeschoss statt. Das Institut für Sozialwissenschaften ist barrierearm über Rampen zugänglich. Automatische Türöffner und barrierearme Toiletten sind vorhanden.