Humboldt-Universität zu Berlin - Institut für Sozialwissenschaften

Karin Lohr-Preis

Um den langjährigen und großartigen Beitrag, den Karin Lohr für unser Institut geleistet hat, zu würdigen, vergibt das Institut für Sozialwissenschaften einmal im Jahr den Karin-Lohr-Preis für die beste Abschlussarbeit. Der Preis ist mit 500 € dotiert. Vorschlagsfähig sind alle BA- und MA-Arbeiten des entsprechenden Bewerbungszeitraumes (siehe immer die Ausschreibung des Preises), die am ISW eingereicht und mit der Note 1,0 bewertet worden sind. Die Nominierung erfolgt durch die Dozent*innen in Absprache mit den Student*innen. Die entscheidenden Auswahlkriterien für die Vergabe des Preises sind die wissenschaftliche Exzellenz, ein origineller Beitrag zum Forschungsstand sowie die gesellschaftliche Relevanz der Arbeit.

 

Ausschreibung 2024

Nominiert für den Preis wurden: Edda Brandes, Bahar Cati, Laura Duchnicki, Magda El Sayad, Marcel Fortus, Claudia Martínez Gimeno, Helene Mildenberger, Linda Naddaf, Leon Schlüter, Franziska Veit.


Das Institut hat entschieden, den Karin-Lohr-Preis für das Jahr 2024 an Helene Mildenberger zu vergeben.

Die Begründung des Auswahlgremiums:

Die Jury des Karin Lohr-Preises für die beste Abschlussarbeit schlägt vor, den Preis an Helene Mildenberger für ihre herausragende MA-Arbeit zum Thema „Polizeiliche Reaktion auf häusliche Gewalt. Ein staatlicher Akteur im Kontext privater Gewaltverhältnisse. Eine institutionell-ethnographische Untersuchung“ zu vergeben.

Helene Mildenbergers Arbeit ist im Feld soziologischer Polizeiforschung angesiedelt. Die Arbeit zeigt am Beispiel des polizeilichen Umgangs mit häuslicher Gewalt auf, von welchen Faktoren polizeiliches Handeln beeinflusst wird (Gesetze, berufstypische Routinen, Büro-kratieförmigkeit der Organisation, weitreichender Ermessensspielräume, der von Berufserfahrung und Bauchgefühl augestaltet wird usw.) und klärt darüber auf, wie die Polizist*innen dem Neutralitätsgebot des staatlichen Gewaltmonopols durch Praxen und Diskurse versuchen zu entsprechen. Auf diese Weise zeigt die Arbeit auf, wie sich staatliche Logiken im polizei-lichen Handeln bei der Reaktion auf häusliche Gewalt darstellen und arbeitet heraus, wel-che ideologischen und institutionellen Paradigmen das polizeiliche Handeln beeinflussen.

Die Rolle der Polizei in der modernen Gesellschaft ist eine große Frage - und Helene Mil-denberger gelingt es diese in beeindruckender Weise mit den Methoden qualitativer Sozi-alforschung kleinzuarbeiten und damit einer detaillierten, sorgfältigen Analyse zugänglich zu machen. Mit den Mitteln einer ‚institutional ethnography‘ und immer auf Distanz zu etablierten Deutungsroutinen, was die Polizeiarbeit angeht, gelingt es ihr, das schwierige Spannungsfeld herauszuarbeiten, in dem sich die Polizei gegenwärtig zwischen den Aufga-ben einer Kontroll- und Sanktionsinstanz einerseits und einer Instanz quasi-sozialarbeiterischer Fürsorge andererseits bewegt. Die Arbeit besticht durch ihren instruk-tiven, differenzierten Zugang zu einem schwierigen Feld und bringt Theorie und Empirie auf gelungene Weise zusammen. In den Augen der Jury steht die Arbeit so für ein soziolo-gisches Ethos wissenschaftlich präziser und reflexiver Gegenwartsanalyse, das sich der in-tellektuellen Nachfolge Karin Lohrs als würdig erweist.

 

Ausschreibung 2023

Nominiert für den Preis wurden: Frederik Thieme, Johanna Gorke, Jonas Braun, Lisa Klein, Marc Brunder, Maria Villamayor, Michi Hügel, Olena Slobodian.

Das Institut hat entschieden, den Karin-Lohr-Preis für das Jahr 2023 an Lisa Klein zu vergeben.

Die Begründung des Auswahlgremiums:

Die Jury des Karin Lohr-Preises für die beste Abschlussarbeit schlägt vor, den Preis an Lisa Klein für ihre herausragende MA-Arbeit zum Thema "Berufs- und Bildungschancen in Deutschland – (un)abhän gig vom elterlichen Vermögen?" zu vergeben. Lisa Klein zeigt in ihrer Arbeit, dass die Bildungs- und Berufschancen von Kindern in Deutschland vom Vermögen ihrer Eltern abhängig sind, und zwar zusätzlich zu anderen Indikatoren des elterlichen Status, wie Einkommen oder Bildung. Den vergleichsweise größten Unterschied, so der empirisch robuste Befund, macht die Frage, ob Kinder in Familien aufwachsen, die über kein oder zumindest über etwas Vermögen verfügen; eine Tatsache, die in den Augen der Autorin jüngere politische Vorstöße für ein "bedingungsloses Grunderbe" untermauert. Indem die Autorin sich dem noch unzureichend aufgearbeiteten Feld der Vermögensungleichheit in Deutschland widmet und Vermögensdaten des SOEP analysiert, die erst seit kurzer Zeit zwei Generationen überspannen, leistet sie Pionierarbeit auf dem Feld der Ungleichheitsforschung. Zudem blickt die Arbeit mit der Verbindung von Bildung und Vermögen auf zwei gerade im deutschen Kontext besonders virulente Formen institutionalisierter Ungleichheit. Die Arbeit besticht durch ihren äußerst differenzierten, sachlich kenntnisreichen und theoretisch fundierten Zugang. Zudem werden die Bedingtheiten und Einschränkungen der verwendeten Daten auf einem außergewöhnlich hohen Level kritisch reflektiert. In den Augen der Jury steht die Arbeit so für ein soziologisches Ethos wissenschaftlich präziser und reflexiver Ungleichheitskritik, das sich der intellektuellen Nachfolge Karin Lohrs als würdig erweist.


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