Humboldt-Universität zu Berlin
Kultur-, Sozial- und Bildungswissenschaftliche Fakultät
Institut für Sozialwissenschaften
Das Institut für Sozialwissenschaften zeichnet sich durch eine Integration der Fächer Soziologie und Politikwissenschaften in allen seinen Studiengängen aus und unterscheidet sich hierin von anderen sozialwissenschaftlichen Einrichtungen in Deutschland.
Das Institut orientiert sich bewusst an den gemeinsamen theoretischen Traditionen von Soziologie und Politikwissenschaft und sucht das klassische Erbe sozialwissenschaftlicher Forschung in einen Dialog mit politischen und soziologischen Theorien sowie mit zeitgemäßen Methoden der empirischen Sozialforschung zu bringen.
ANGRIFFEN AUF DIE FREIHEIT VON FORSCHUNG UND LEHRE ENTSCHLOSSEN ENTGEGENTRETEN
Hashtag: #Wissenschaftsfreiheit
Die Wissenschaftsfreiheit ist mit Artikel 5, Absatz 3 des Grundgesetzes (GG) vor politischen Eingriffen geschützt und als Menschenrecht weltweit verbürgt. Sie bildet einen unverzichtbaren Bestandteil demokratischer Staaten und ihrer politischen Ordnung. Vor dem Hintergrund der deutschen Geschichte muss diese Freiheit als unantastbares Fundament unserer Demokratie gewürdigt, verteidigt und stets neu verwirklicht werden. Jeder Eingriff in akademische Strukturen und die Freiheit der Forschung beschädigt nicht nur die wissenschaftlichen Institutionen und deren internationales Ansehen; es fügt auch der Demokratie als Ganzes erheblichen Schaden zu. Die Freiheit der Wissenschaft ist untrennbar mit der Freiheit der Gesellschaft verbunden, denn ohne sie gibt es weder Innovation noch Fortschritt – beides jedoch basiert auf Forschung.
Am 18. Januar 2025 kündigte Alice Weidel auf dem Parteitag der AfD an, dass eine Regierung unter ihrer Führung alle Einrichtungen der Gender Studies schließen würde. „Wir schmeißen alle diese Professoren raus“, so Weidel. Damit konkretisiert sie die programmatische Ablehnung einer ganzen Disziplin und droht, massiv in die Freiheit von Forschung und Lehre einzugreifen. Diese Äußerungen sind nicht nur verfassungswidrig, sondern auch zutiefst antidemokratisch. Mit einem Angriff auf die Gender Studies wird ein Präzedenzfall geschaffen, der sich beliebig auf andere wissenschaftliche Disziplinen und Arbeitsfelder ausweiten lässt.
Die Unabhängigkeit der Wissenschaft gilt uneingeschränkt für alle Forschungsbereiche. Sie stellt sicher, dass wissenschaftlicher Fortschritt möglich ist, und bildet so die Grundlage für die Zukunftsfähigkeit von Demokratie und Pluralismus. Konstruktive, sachliche Kritik und die offene Diskussion über Forschung und Lehre in der breiten Öffentlichkeit sind ebenso wichtige Bestand-teile dieses Fortschritts wie die Wissenschaftskommunikation. Jegliche Versuche, einzelne Forschende, Forschungsgruppen oder Fachrichtungen zu diskreditieren oder zu bedrohen, lehnen wir in aller Deutlichkeit ab.
issenschaftsfeindlichkeit und Intellektuellenfeindlichkeit sind zentrale Merkmale autoritärer Politik, die das gesellschaftliche Vertrauen in die Wissenschaft untergraben.
Wir verurteilen jegliche Drohungen gegen Forschende, sei es im Bereich der Gender Studies oder in anderen Disziplinen. Wir bekräftigen unsere Überzeugung, dass die Autonomie von Wissen-schaft und Hochschulen für das demokratische System von entscheidender Bedeutung ist. Angriffe auf die Wissenschaftsfreiheit sind Angriffe auf die Demokratie selbst.
Beschlossen im Institutsrat des Instituts für Sozialwissenschaften am 12.2.2025
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Aus gegebenem Anlass erinnern wir an das vom Institutsrat des ISW beschlossene Statement zum Umgang Miteinander im Universitären Alltag.
Die Universität muss ein Ort der freien Rede und Auseinandersetzung auf der Basis von wechselseitigem Respekt und Anerkennung sein. Deshalb ist die gezielte Diffamierung einzelner Mitglieder der Universität, unabhängig von ihrer Position und Rolle, nicht akzeptabel. In Lehre und Forschung sind kritische Diskussionen nicht nur essentiell, sondern die Voraussetzung für wissenschaftliche Erkenntnis, die persönliche Entwicklung aller Beteiligten sowie institutionelles Lernen. Dafür brauchen wir Begegnungen auf Augenhöhe, Offenheit und einen konstruktiven Umgang miteinander. Die Pluralität von Meinungen und Positionen verstehen wir als unbedingte Bereicherung des universitären Alltags. Wir wehren uns gegen alle Vorfälle, die diese Art des Dialogs und der gegenseitigen Wertschätzung in Frage stellen.
Siehe auch: Leitfaden Wissenschafts- und Meinungsfreiheit der HU
⮡ https://www.hu-berlin.de/de/pr/nachrichten/maerz-2024/nr-24319-1