Nora Lege, M.A.
E-Mail: nora.lege (at) hu-berlin.de
Promotionsprojekt
Abstract
Das Kinderkriegen ist die Grundlage der materiellen Herstellung der Gesellschaft. Darüber hinaus ist es als alltagsweltliche Letztbegründung von Zweigeschlechtlichkeit fundamental für die Ordnung der Gesellschaft. Und darum ist es eben auch hochgradig relevant für die Biographie eines*einer jeden Einzelnen, ob man am Ende ein Kind bekommt oder nicht. Das Kinderkriegen ist demzufolge grundlegend konstitutiv für die Gesellschaft. Und so möchte ich in meiner Dissertation nicht aus einer spezifischen Gesellschaftstheorie (wie so häufig nur nebenbei) das Kinderkriegen in den Blick nehmen, sondern aus einer gegenstandsbezogene Theorie zum Kinderkriegen einen familien und geschlechtersoziologischen Blick auf die moderne Erzählung der Gesellschaft werfen.
Zentral in der Analyse der modernen, alltagsweltlichen Erzählung zum Kinderkriegens ist die Frage nach dessen subjektiver Deutung. Sozialwissenschaftliche Forschungen rund um den Forschungsgegenstand Familie, vornehmlich die konstruktivistische Familienforschung, deuten gerade mit Blick auf Reproduktionstechnologien an, worin diese besteht: es geht um die Herstellung eines ,eigenen‘ Kindes. Diese syntaktische Phrase bleibt jedoch meist hinter dem Schleier der Selbstverständlichkeit unerklärt. Es stellt sich somit die Frage, was alltagsweltlich mit dem ,eigenen‘ Kind gemeint ist. Um dies herausarbeiten zu können, stehen im Zentrum meiner Forschung subjektive Deutungen heterologer Inseminationseltern – Eltern, die mit einer Samenspende und/ oder Eizellspende Kinder bekommen haben. Diese heterologen Inseminationseltern stellen aktiv her, was sonst verborgen bleibt – nämlich was das ,eigene‘ Kind ist. Meine aktuelle Forschungsfrage lautet dementsprechend: Wie wird das ‚eigene‘ Kind in der alltagsweltlichen Erzählung von heterologen Inseminationseltern konstruiert? Mit meinem Interesse an Alltagswissen und subjektiven Deutungen bewege ich mich mit meinem empirisch qualitativen Forschungsprojekt vor dem theoretischen Hintergrund des symbolischen Interaktionismus und Sozialkonstruktivismus und arbeite entlang des Forschungsstils der Grounded Theory mit leitfadengestützten, narrativen Interviews.
bei Prof. Christine Wimbauer und Prof. Almut Peukert (Hamburg)
Forschungsschwerpunkte und -interessen
- Geschlechtersoziologie
- Methoden der qualitativen Sozialforschung
- Familiensoziologie
- Soziale Bewegungen
- Antisemitismusforschung
Aktuelle Publikationen
Im Erscheinen: (Gegen-) Modernisiertes Alltagswissen zum Kinderkriegen. Ein dynamisches Wechselspiel von Geschlechtergleichheit und Geschlechterdifferenz, In: Heike Kahler (Hrsg.): Die Organisation von Familie, zwischen Re-Naturalisierung und zeitdiagnostischer Perspektiven. Wiesbaden: Springer VS.
2017 Wie Kinder Männer und Frauen machen. Über die alltägliche Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit im Kinderkriegen. Baden Baden, Tectum Verlag.
2018 Postmoderner Antisemitismus? Im Spannungsfeld von Individualismus und Gemeinschaftsorientierung. Ergänzende Betrachtungen zu den "Mahnwachen für Frieden", (mit Stefan Munnes). In: Jahrbuch für Antisemitismusforschung. 27.
2016 Zum Antisemitismus in der neuen Friedensbewegung. Eine Weltanschauungsanalyse der ersten bundesweiten Mahnwache für den Frieden, (mit Stefan Munnes und Corinna Harsch). In: Jahrbuch für Antisemitismusforschung. 25.
Vorträge
2022 „Mein, dein oder unser ,eigenes Kind’? Eigentum als doing property jenseits von Monetarisierung“; Vortrag in der Ad-Hoc-Gruppe „Was meins ist, soll auch deins sein!? – Eigentum in ent/polarisierten Paarwelten“, 41. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, 28.9.2022, Universität Bielefeld.
2022 „Kinderkriegen als sozial distribuierte Praxis: Drei empirische Studien und ihr geteilter Horizont“, Vortrag in der Ad-Hoc-Gruppe „Kinderkriegen zwischen polarisierten Diskursen, pluralisierten Praktiken und segmentierter Forschung. Eine sozialtheoretische Spurensuche.“ 41. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, 27.9.2022, Universität Bielefeld.
2021 „Das ,eigene‘ Kind. Eine moderne Erzählung der Gesellschaft“, Internationale Tagung: „Vielfältige Familien: Elternschaft und Familie/n jenseits von Heteronormativität und Zweigeschlechtlichkeit“, 08.10.2021, Humboldt-Universität Berlin.
Akademischer Lebenslauf
2021 - 2024
Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl der Soziologie der Geschlechterverhältnisse an der TU Dortmund
2019 - 2020
Lehrbeauftragte für den Master Geschlechtersoziolgie an der Universität Potsdam (Lehrstuhl Prof. Käthe von Bose)
2018 - 2021
Promotionsstipendiatin der Heinrich-Böll-Stiftung
2018 - 2019
Lehrbeauftragte für den Bachelor Geschlechtersoziolgie an der Universität Potsdam (Lehrstuhl Prof. Christine Weinbach)
Seit 2018
Promotionsvorhaben
2013 - 2017
Studium Soziologie M.A., Universität Potsdam
2013 - 2014
SHK am Lehrstuhl der Geschlechtersoziologie an der Universität Potsdam bei Prof. Wobbe
2010 - 2013
Studium der Soziologie, Politik und Verwaltung B.A., Universität Potsdam
Lehre
SoSe 2024
Qualitative Forschungsmethoden (BA), TU Dortmund
SoSe 2022
Heterogenität von Geschlecht. Historischer, kultureller und gesellschaftstheoretischer Wandel (MA), TU Dortmund
WiSe 2021/22
Qualitative Forschungsmethoden (BA), TU Dortmund
SoSe 2021
Geschlecht und Transformation (BA), TU Dortmund
WiSe 2019/20
Geschlechtersoziologie ganz praktisch. Qualitative Methodologien und ihre Anwendung (MA), Universität Postdam
WiSe 2018/19
Einführung in die Geschlechtersoziologie (BA), Universität Potsdam
SoSe 2018
Fortpflanzung: Letztbegründung von Zweigeschlechtlichkeit? (BA), Universität Potsdam