Humboldt-Universität zu Berlin - Soziologie der Sozialpolitik

Zweite Datenerhebung abgeschlossen [16.11.2020]

Im Mai und Juni 2020 wurde ein von uns entwickeltes Umfrageexperiment im Rahmen des SoSci Panels erhoben. Mit Hilfe dieses Experiments untersuchen wir, unter welchen Bedingungen ungleiche Schenkungen von Eltern an deren Kinder als fair betrachtet werden. Wir überprüfen dabei, welche Gerechtigkeitsprinzipien die Befragten befolgen. 

In dem multifaktoriellen Umfrageexperiment wurden die Befragten aufgefordert, verschiedene Vignetten zu lesen. In diesen Vignetten wurde ein fiktives Ehepaar mit einem Sohn und einer Tochter beschrieben, das 10,000 Euro zwischen den beiden Kindern aufteilen möchte. In den unterschiedlichen Vignetten haben wir die Eigenschaften der Kinder systematisch variiert (welches Kind arbeitslos ist, welches Kind im Haushalt der Eltern hilft und welches Kind erstgeboren ist).

Unabhängig von den Eigenschaften der fiktiven Kinder, haben 65% der Befragten die 10,000 Euro gleichmäßig auf die beiden Kinder aufgeteilt und folgten demnach dem Gleichheitsprinzip. Auch wenn wir keine Hinweise auf das Anspruchsprinzip in der gesamten Stichprobe fanden, zeigte sich, dass Befragte, die älter als 65 Jahre sind, und männliche Befragte, glauben, dass erstgeborene Söhne zu einem größeren Teil der Schenkungen berechtigt sind. Des Weiteren konnten wir zeigen, dass die Befragten das Austauschprinzip und das Bedürfnisprinzip ungefähr in gleichem Maße anwenden. Spannenderweise wurde sowohl das Austauschprinzip als auch das Bedürfnisprinzip geschlechterspezifisch angewandt. Arbeitslose Töchter erhielten einen größeren Schenkungsanteil als arbeitslöse Söhne, wohingegen Söhne, die im Haushalt helfen, einen größeren Anteil erhielten als Töchter, die im Haushalt helfen. Hier finden Sie einen ausführlicheren Bericht.